Organisatoren und Referenten der Veranstaltung „New Work – Arbeit neu denken“: (v.li.) Paul van Laar (Paul van Laar Design), Eike Matthies (Stipendiat Stiftung der Deutschen Wirtschaft), Nele Milsch (Stipendiatin Stiftung der Deutschen Wirtschaft), Daniella Cunha Teichert (Robert Bosch GmbH), Caroline Heck (SNIC / Universität Göttingen), Miriam Löfler (Sycor GmbH), Marion Gerbitz (Sartorious AG), Marie Schügl (GWG), Jasmin Düwell (SNIC / Universität Göttingen), Ruven Heybowitz (Arineo GmbH), Jennifer Klutt (Universität Göttingen), Steve Hofmeister (Hofmeister Holzwaren GmbH), Markus Teichert (Sparkasse Duderstadt). Es fehlen: Nora Schodder (Fachkräftebündnis Südniedersachsen) und Dr. Julia Gumula (B.Braun Melsungen AG). Fotos: SNIC / Roy Mediengestaltung

Göttingen. Der Begriff „New Work“ ist zurzeit in aller Munde – aber was steckt dahinter? Wie lässt sich die neue Arbeitskultur in Unternehmen und Institutionen etablieren, und was sind die Konsequenzen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Veranstaltung „New Work – Arbeit neu denken“, die der SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC) am 18. November 2019 gemeinsam mit dem Fachkräftebündnis Südniedersachsen, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen (GWG), der Universität Göttingen und den südniedersächsischen Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft vor rund 150 TeilnehmerInnen im Tagungshaus „Alte Mensa“ ausgerichtet hat.

Wie unterschiedlich die Voraussetzungen für New Work in Unternehmen sind, wurde anhand der Hofmeister Holzwaren GmbH und der B.Braun Melsungen AG deutlich. Während Geschäftsführer Steve Hofmeister sein zehn Beschäftigte umfassendes Handelsunternehmen für Werbe- und Haushaltsartikel aus Holz komplett auf New Work umgestellt hat, hat dieser Kulturwandel bei dem Pharma- und Medizinbedarfs-Unternehmen erst einen Bruchteil der 64.000 Beschäftigte in 64 Ländern erreicht.

Alte und neue Welt

„Bei uns existieren die alte und die neue Welt nebeneinander“, berichtete Dr. Julia Gumula, die als Change Architect bei B.Braun tätig ist. Zur neuen Welt gehört das Prinzip Tasks & Teams. Es sorgt dafür, dass Beschäftigte nicht mehr nur starr im Rahmen ihrer ursprünglichen Stellenbeschreibung agieren, sondern ihre Kompetenzen in immer neuen anlassbezogenen Rollen einbringen und erweitern können. Die Folge: Sie erfahren mehr Wertschätzung, Kollegialität und Transparenz – mitunter aber auch ein gestiegenes Arbeitsvolumen. Dies ist jedoch selbstgewählt und nicht von oben verordnet.

Steve Hofmeister hingegen hat sich nach eigener Aussage als Geschäftsführer überflüssig gemacht. Die Probe aufs Exempel war eine dreimonatige Reise. Als er danach ins Unternehmen zurückgekehrt sei, habe er einen leeren Schreibtisch und zufriedene MitarbeiterInnen vorgefunden, die während seiner Abwesenheit für einen Rekordumsatz gesorgt hätten. Wie das geht? Seine Beschäftigten haben den gleichen Wissensstand wie er und treffen Entscheidungen eigenständig. Mit dieser gestiegenen Freiheit geht auch mehr Verantwortung einher. Als Konsequenz daraus sind die MitarbeiterInnen am Gewinn beteiligt. Den Grundstein für diese Entwicklung hat Hofmeister vor fünf Jahren gelegt. Hintergrund war eine völlige Überarbeitung im operativen Geschäft und eine stagnierende Entwicklung. Also stellte er sämtliche Strukturen in Frage und krempelte die Firma sowie seinen Führungsstil komplett um. Dieser Kulturwandel sei die Grundlage für alle folgenden Veränderungen gewesen: „Wenn der Boden vergiftet ist, wächst darauf kein New-Work-Pflänzchen.“

Dass deutsche Unternehmen auf ihrem Weg in die neue Arbeitswelt überwiegend noch am Anfang stehen, hatte Ruven Heybowitz zuvor in seiner Keynote deutlich gemacht. Dass sich dieser Weg lohnt, steht für den Chief Transformation Officer bei der Göttinger Arineo GmbH allerdings außer Frage. Nur 15 Prozent der Beschäftigten hätten eine emotionale Bindung an ihren Arbeitsplatz, zitierte er eine Studie aus dem vergangenen Jahr. „Das können wir uns weder gesellschaftlich noch volkswirtschaftlich leisten.“ Doch wie kann New Work diesen Trend umkehren? Indem sich die Unternehmen künftig nicht mehr selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern die Menschen, die für das Unternehmen arbeiten. Als Beispiele nannte Heybowitz Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Eigenverantwortung und Teamarbeit, Mut zu Veränderungen und eine offene Fehlerkultur.

parallele Themenforen zu Workingout Loud und Coworking

In zwei parallelen Themenforen erhielten die Teilnehmer zudem Informationen über Coworking und die Methode „WorkingoutLoud (WOL)“.

Wie WOL dazu beiträgt, transparent und effizient in Netzwerken zu arbeiten und so einen schnellen Wissenstransfer und eine verbesserte Teamkultur zu befördern, berichtete Daniella Cunha Teichert (Robert Bosch GmbH) deutlich. Sie wurde unterstützt von MitstreiterInnen aus der Region, die von ihren Erfahrungen mit WOL in den Bereichen Onboarding, Digitale Führung, Community Lernen und Vernetztes Arbeiten berichteten.

Jennifer Klutt von der Professur für Organisation und Unternehmensentwicklung an der Universität Göttingen gab einen Einblick in die Geschichte und Struktur des Coworkings, und der selbstständige Produktdesigner Paul van Laar stellte die Vorteile des Coworkings aus eigener Anschauung dar. Neben dem Zugriff auf vorhandene Infrastruktur sei für ihn vor allem die Schwarmintelligenz der unterschiedlichen Fachrichtungen in einem gut aufgestellten Coworking-Space interessant.
 

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